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Fels der Erinnerung

Skizze des Denkmals

Im Rahmen einer umfassenden Recherche des Dorferneuerungsvereins Fels-Thürnthal wurden historische Quellen und offizielle Dokumente ausgewertet, die ein dunkles Kapitel der Geschichte von Fels am Wagram beleuchten. Im Juli 1944 wurden 72 ungarische Jüdinnen und Juden als Zwangsarbeiter beim Flugplatzkommando in Fels am Wagram registriert. Sie waren Kriegsgefangene und standen unter strengster Bewachung – jeglicher Kontakt zur örtlichen Bevölkerung war ihnen untersagt. Verstöße wurden mit unmenschlichen Strafen geahndet.

Am 2. Mai 1945 ereignete sich schließlich das Massaker von Hofamt/Priel, bei dem 228 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter von einem SS-Kommando ermordet wurden. Die Nachforschungen haben ergeben, dass 52 der in Fels registrierten Zwangsarbeiterinnen namentlich mit den Opfern von Hofamt/Priel übereinstimmen. Damit ist klar belegt, dass ein Großteil jener Menschen, die seit 1944 in Fels gefangen gehalten wurden, dem Massaker im Mai 1945 zum Opfer fielen.

Mit dem Projekt „Fels der Erinnerung“ möchten wir dieses dunkle Kapitel der Geschichte nicht vergessen. Es geht uns darum, die Geschehnisse von 1945 in Fels am Wagram im kollektiven Gedächtnis zu bewahren, einen Raum für gemeinsame Erinnerung zu schaffen und die lokale Bevölkerung zur Auseinandersetzung und Anteilnahme einzuladen. Mit dem am Hauptplatz in Fels am Wagram befindlichen Denkmal soll diese Erinnerung manifest werden.

Die Enthüllung des Denkmals fand im Gedenkjahr 2025 am 14. August im Rahmen einer großen Gedenkveranstaltung statt. Diese umfasste Filmvorführungen, eine Panel-Diskussion sowie eindrucksvolle Lichtinstallationen. Zuvor wurden bereits zahlreiche begleitende Veranstaltungen organisiert – darunter Zeitzeugenberichte, Vorträge sowie kulturelle Exkursionen –, die eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Geschichte ermöglichten.

Gedenkobjekt „Denk Mal“ - „Fühl Mal“

„Gedacht: I stöll do an Sta her. Einfach ein kleiner Stein, dass es einfach nicht vergessn wird.“
– aus „DA STA“ von Natascha Gangl, Gewinnerin Bachmann Preis 2025.

Das Werk von Christian Gmeiner ist eine Stele aus weißem Krastaler Marmor in Körpergröße (36x36x180 cm), die bewusst so proportioniert ist, dass sie eine körperlich-emotionale Resonanz beim Betrachter auslöst. Zwei Wörter – „Denk Mal“ und „Fühl Mal“ – sind auf gegenüberliegenden Seiten eingraviert und richten sich unmittelbar an den Geist und das Herz der Betrachtenden.

Ergänzt wird der Stein durch eine im Abstand von 36 cm stehende Glasscheibe, auf die die Namen der Opfer eingelasert sind. Im Sonnenlicht werfen die Gravuren bewegte Schatten auf den Stein, die im Tagesverlauf über dessen Oberfläche wandern. Diese poetische, stille Lichtinstallation von Victoria Coeln bringt die Vergänglichkeit und Erinnerung in eine leise Wechselwirkung.

Victoria Coeln

Victoria Coeln ist eine international tätige Lichtkünstlerin, die mit Lichtinterventionen öffentliche Räume in poetische Erfahrungsräume verwandelt. Bekannt wurde sie durch ihre Chromotopia-Projekte, bei denen mittels Licht und Farbe urbane Fassaden, Plätze oder Innenräume in temporäre Bühnen für gesellschaftliche Themen verwandelt werden.

Christian Gmeiner

Porträt von Christian Gmeiner

Christian Gmeiner ist ein österreichischer Bildhauer und Installationskünstler, der in seinen Werken meist minimalistische Formensprachen nutzt, um tiefgreifende gesellschaftliche und historische Themen anzusprechen. Er setzt sich in seinem Schaffen immer wieder mit Erinnerungsprojekten auseinander, etwa mit den Interventionen „Mobiles Erinnern“ oder „STALAG XVII B“.

„Dieses Denkmal ist kein abgeschlossenes Objekt, sondern ein lebendiger Ort des Erinnerns – offen für das Licht, die Zeit und die Gegenwart der Betrachtenden. Uns war es wichtig, ein Werk zu schaffen, das nicht nur an vergangene Grausamkeit erinnert, sondern auch heutige Betrachterinnen und Betrachter innerlich bewegt und zur Auseinandersetzung einlädt.“

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Quellen

  • Gemeindearchiv – Sammlung der Unterlagen aus dem Gemeindearchiv von Fels am Wagram aus den Jahren 1941–1945
  • BA Hochstöger – Bachelorarbeit „Das Massaker von Hofamt Priel“ 2018, Tobias Hochstöger, Univ. Wien
  • David 101 – Jüdische Kulturzeitschrift, Ausgabe 101: „Ungarische Juden im KZ Fels am Wagram zwischen Juli 1944 und März 1945“ von Ingrid Oberndorfer